Dann endlich öffnet sich die Badezimmertür, und heraus kommt eine andere Bea, nein, eine gänzlich andere Person, die vor lauter Strahlen auf ihrem Gesicht fast zu leuchten beginnt, und der das Grinsen bis weit hinter die Ohren zu reichen scheint. Sie baut sich vor Sina auf, setzt sich nicht, dazu ist sie wohl zu aufgedreht, dann verkündet sie mit geschwellter Brust und theatralischer Tiefe in ihrer Stimme:
»Der Ort, den du suchst, heißt Sakon Nakhon und ist im sogenannten Isan zu finden, im Nordosten von Thailand. Es gibt einen Flug ab Bangkok. Der Flughafen hat zwar nur eine Start- und Landebahn, aber du hast die Wahl zwischen zwei Airlines. Beide fliegen je einmal am Morgen und am Abend. Bis nächste Woche sind die Flüge noch recht günstig, denn es ist gerade Regensaison. Denkst du, du kannst bis dahin deine Jobsache klären und packen?«
Sina starrt Bea mit großen Augen an und schüttelt ungläubig den Kopf. »Hattest du eine Erscheinung auf dem Klo?«
Beas Augen erscheinen wässrig vor lauter Aufregung und Stolz. Diesmal zittert und überschlägt sich ihre Stimme, als sie antwortet: »So ähnlich.« Sie hebt ihr Smartphone in die Luft. »Sie heißt ChatGPT.«
»ChatGPT?«
Bea nickt aufgeregt. »Ja. Ich habe sie gefragt, ob es einen Ort in Thailand gibt, der so ähnlich wie Sacko Nacko klingt, und sie hat gesagt ja. Sie wusste bestens Bescheid und hat mir einiges geschrieben, zum Beispiel das …«
»Jajajaja«, unterbricht Sina laut und hebt ihre Hand in die Höhe. »Später bitte, alles der Reihe nach. Ich muss das verstehen. Du gehst aufs Klo und fragst einen Computer nach Sacko Nacko aus, den Namen, der in meinem vergesslichen Hirn haften geblieben ist, und heraus kommen diese Informationen?«
»Genau so ist es, ja.«
»Und der Ort heißt angeblich wie nochmal?«
»Sakon Nakhon.«
Sina reißt ihre Augen auf und erstarrt. Das war der Name, den er genannt hatte. Jetzt wo Bea ihn ausspricht, kann sie sich wieder ganz genau daran erinnern.
Das ist ja ganz unglaublich!
»Das ist er«, ruft sie aufgeregt, und die Begeisterung auf ihrem Gesicht scheint Bea nicht verborgen zu bleiben. »Genau den Namen hatte er genannt. Sakon …«
»Nakhon«, ergänzt Bea, deren Grinsen immer breiter wird.
»So einfach war das?«, fragt Sina. »Fünf Minuten auf dem Klo, und schon wissen wir, wo Nawin steckt?«
»Ganz genau so einfach war das. Willkommen in der Welt der künstlichen Intelligenz.«
Sina schüttelt den Kopf. »Ich dachte immer, die ist der Feind.«
»Heute nicht«, lacht Bea. »Heute nicht. Und deswegen, und weil wir beide uns noch nie haben unterkriegen lassen, finden wir deinen tollen Kerl auch, ganz sicher sogar.«